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Unser visuelles Gedächtnis hilft uns durch die Welt

Weiterbildung, Gedächtnistraining und Lernen nehmen eine wichtige Rolle in der Gegenwart ein, weil der Mensch sowohl durch gesellschaftliche Megatrends als auch durch individuelle Entwicklungen immer wieder gefordert ist, sich anzupassen. Das visuelle Gedächtnis kann hierbei ein prima Hilfsmittel sein, weil das Gehirn gerade visuelle Eindrücke gut verarbeitet. Wer sein Gedächtnis regelmäßig fordert und fördert, bewirkt damit langfristige Effekte, die sich ganzheitlich auswirken: höhere Konzentrationsfähigkeit, bessere Gedächtnisleistungen, mehr Kreativität, mehr Entspannung, bewusstere Wahrnehmung und höhere Selbstregulationsfähigkeiten.

Ein Bild ist ein Bild ist ein Bild … so oder so ähnlich könnte man die Leistung des visuellen Gedächtnisses beschreiben. Der Mensch erlebt sich und seine Umwelt meistens primär über die visuelle Wahrnehmung. Das Gehirn erzeugt ein Bild, welches dann der Orientierung dient. Am offensichtlichsten arbeitet hier das Kurzzeitgedächtnis: Wenn du dir ein Bild anschaust, kannst du dich innerhalb kurzer Zeit an dieses noch erinnern. So erkennst du zum Beispiel Fahrtrouten auf Landkarten beziehungsweise kannst diese von der Karte auf die Wirklichkeit transferieren.

Visuelles Gedächtnis – eine besondere Merkfähigkeit

Das visuelle Gedächtnis kann mit Fug und Recht als eine besondere Fähigkeit bestimmt werden, wobei der Begriff des Visuellen genauer bestimmt werden muss. Der Mensch hat nämlich mehrere Möglichkeiten, visuell zu „arbeiten“:

  1. Vorstellungskraft, Fantasie, 
  2. Erinnerung an visuelle Eindrücke durch Langzeitgedächtnis (zum Beispiel die bildhafte Erinnerung an eine Jubiläumsfeier, die schon 10 Jahre zurückliegt),
  3. Erinnerung an visuelle Eindrücke durch das Kurzzeitgedächtnis (zum Beispiel die bildhafte Erinnerung an eine Situation, die vor wenigen Minuten stattgefunden hat).

Im Vorliegenden soll es ausschließlich um die Fähigkeit gehen, eine kleine Menge an visuellen Informationen über eine kurze Zeitspanne zu speichern. Dies ist dem Kurzzeitgedächtnis zuzuordnen. Eine visuelle Information kann dann im Arbeitsgedächtnis verarbeitet werden, sie kann ins Langzeitgedächtnis gelangen oder sie wird vergessen.

Beispiele für das visuelle Gedächtnis

  • Wenn wir ein Buch lesen, sind die schriftlichen Buchstaben visuelle Reize, die wir entsprechend aufnehmen und verarbeiten.
  • Im Straßenverkehr hilft uns ein visuelles Gedächtnis bei der Erinnerung an die Bedeutung von Verkehrszeichen. Außerdem können wir uns so an unser Auto erinnern oder an den Weg zum Parkplatz.
  • Ebenso dient diese Merkfähigkeit der Kontextualisierung von Informationen, was insbesondere im Beruf hilfreich ist. Man denke an neue digitale Prozesse, wo Informationen regelmäßig überarbeitet werden müssen und die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter über entsprechendes Kontext-Wissen verfügen müssen, um digital arbeiten zu können.
  • Auch hilft ein visuelles Gedächtnis dem Erinnern an Menschen. Hierbei stehen das Gesicht, die Figur, das Erscheinungsbild einer Person im Zentrum, aber auch die Zuordnung nonverbaler Signale. 

Das zeichnet ein gutes visuelles Gedächtnis aus

Wenn du dir visuelle Eindrücke merken kannst, ist diese Gedächtnisform bei dir gut ausgeprägt. Doch was einfach klingt, kann durchaus schwer zu erkennen sein, denn nicht immer merkt man, dass das eigene Gehirn visuell nicht optimal arbeitet, denn was man nicht erkennt, ist schlicht nicht da. Deshalb helfen objektive Tests oder der Austausch mit anderen Menschen, um einen Eindruck von dem eigenen Leistungsvermögen zu bekommen. Neuropsychologische Tests sind dabei hilfreich, aber für eine erste Annäherung helfen selbstgewählte Aufgaben mit visuellen Inhalten, aber auch gängige Spiele wie Puzzles oder Memory sind hilfreich, um einen Eindruck von der eigenen Leistung zu bekommen. 

Es ist auch möglich über Defizitkriterien die Frage zu beantworten, was ein gutes Gedächtnis ausmacht. Das heißt, du betrachtest die Leistung kritisch, nämlich mit Blick auf mögliche Probleme. Hierbei können dann größere Exkurse vorgenommen werden, vor allem in Bezug auf die Frage, was ein visuelles Gedächtnis beeinträchtigen könnte.

Typische Negativeinflüsse sind:

  • Alzheimer-Krankheit, 
  • Legasthenie,
  • Drogenkonsum (Alkohol und Marihuana),
  • Gehirnverletzungen in Folge von Schlaganfällen oder Schädel-Hirn-Traumata.

Wie du dein visuelles Gedächtnis trainieren kannst

Du kannst dein Gedächtnis mit Wissen und Erfahrung trainieren. Dabei muss nicht immer visuell gearbeitet werden, weil das Gehirn ein komplexes System ist, also alle Bereiche mehr oder weniger stark miteinander verbunden sind. Deshalb ist das Übungsspektrum sehr groß und reicht vom Alltagsbewusstsein hin zu klinischen Übungen. Eine einfache Übung besteht darin, sich bestimmte Körpermerkmale von Menschen einzuprägen oder Gesichter und Namen miteinander zu verbinden. Das sind Prozesse, die „automatisch“ ablaufen, die aber verbessert werden können, je bewusster man sie ausführt. Beobachte dein eigenes Lernverhalten und wenn du dir Dinge merken musst, nutzt du aktiv bestimmte Lernmethoden oder Lernstrategien.

Fertige spontan-intuitiv Zeichnungen, wende dich dann für ca. fünf Minuten von diesen ab und versuche, dich danach an deine Zeichnungen zu erinnern. Beschreibe alle Zeichnungsinhalte oder zeichne aus deiner Erinnerungen ein neues Bild und vergleiche dann das Original mit der neueren Version. Solche Prä-Post-Vergleiche sind sehr hilfreich, um sich selber auf die Schliche zu kommen, weil man so sehr exakt die Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen den Originalen und den Erinnerungsstücken herausarbeiten kann.

Wie weiter oben schon erwähnt: Nutze Puzzles und Memory-Spiele, aber auch Kreuzworträtsel sind hilfreich, wobei bei diesen das Abstraktionsniveau höher ist und der Fokus auf dem begrifflichen Denken liegt.

Wenn du weniger konkrete Übungen möchtest, sondern dich eher an den Prinzipien ausrichten willst, die das visuelle Gedächtnis fördern, so kannst du vier Leitprinzipien nutzen:

1. Aufmerksamkeit:

Lerne, deine Aufmerksamkeit bewusst zu steuern. Oftmals ist unsere Aufmerksamkeit aufgrund von Erfahrungen konditioniert und wir nehmen nur das wahr, was wir sozusagen schon immer wahrgenommen haben. Der Leuchtturm zeigt so nur in eine Richtung. Lerne, die Kontrolle über deinen Leuchtturm auszuüben und blicke „anders“ in die Welt als üblich. Beim Arbeitsweg oder Spaziergang kannst du z. B. auf Einzelheiten am Wegesrand achten. Statt sich in Gedanken zu verlieren, beobachte einfach nur deine Gedanken.

2. Assoziationen:

Visuell arbeiten heißt in der Regel, mit Assoziationen zu arbeiten, denn aus der Wahrnehmungspsychologie sind viele Gesetze bekannt, die auf Verbindungen beruhen. So wird Ähnliches mit Ähnlichem verbunden oder Elemente, die nah bei aneinander liegen, werden eher als zusammengehörig wahrgenommen, als weiter entfernte Elemente. Assoziiere also! Verbinde Gesichter, Namen, Telefonnummern, Buchstaben, Bilder oder Fantasiegebilde.

3. Fotografisches Gedächtnis:

Nutze aktiv deine Sehsinne! Präge dir bewusst visuelle Erscheinungsformen ein und prüfe, ob du dich an alle erinnern kannst.

4. Nutze Lernstrategien und Lernmethoden:

Lernen vollzieht sich immer systematisch, weshalb es gut ist, diese Systematik effizient und effektiv zu gestalten. Befasse dich mit unterschiedlichen Lernstrategien und Lernmethoden und nutze jene, die dir am besten zusagt.

Speziell: Loci-Methode

Diese Methode ist Assoziation in Reinform! Lege gedanklich Gegenstände im Raum ab und verbinde diese mit bestimmten Informationen. Wahre eine Reihenfolge! Um nun die Informationen zu erhalten, laufe den Raum gemäß der Reihenfolge der abgelegten Gegenstände ab.

Je intensiver du lernst, übst und visuell arbeitest, desto besser wirst du die positiven Effekte bemerken, die sich schnell einstellen werden, weil du etwas bewusst nutzt, was du sowieso schon die ganze Zeit verwendest. Der „Trick“ besteht darin, effizienter zu werden.

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