Erinnern – wie es besser funktioniert
Egal, ob in der Schule, während des Studiums oder im Beruf: lebenslanges Lernen gilt als normal. Die folgenden Abschnitte zeigen dir, wie du deinen Lernprozess möglichst effektiv und langfristig erfolgreich gestaltest.
Wie funktioniert Erinnern?
Das menschliche Gehirn und die Erinnerung – faszinierende Phänomene, die die Wissenschaft immer besser verstehen lernt. Hirnforscher unterscheiden drei Arten von Gedächtnis, nämlich
● das Ultrakurzzeitgedächtnis/Arbeitsgedächtnis
● das Kurzzeitgedächtnis und
● das Langzeitgedächtnis
Das Ultrakurzzeitgedächtnis / Arbeitsgedächtnis
Das Ultrakurzzeitgedächtis (UKZG) heißt auch sensorisches Gedächtnis oder Arbeitsgedächtnis. Der Mensch nutzt es, um damit permanent seine Umgebung zu scannen. Das UKZG ist ein Meister der Informationsverarbeitung – es schafft sechzehntausend „bits“ (Informationseinheiten) pro Sekunde.
So funktioniert das Ultrakurzzeitgedächtnis: Über die Sinnesorgane gelangen unablässig meist unbewusste Informationen über unsere Umgebung in das Gehirn. Ist es heiß oder kalt? Hell oder dunkel? Gibt es besondere Gerüche oder Geräusche? Das UKZG filtert aus der Masse an Informationen die relevanten Reize heraus. Nur wenn eine Information als wichtig eingestuft wird, dringt sie ins Bewusstsein. Und das ist auch gut so! Stell dir vor, du würdest jede noch so kleine Temperaturschwankung bewusst wahrnehmen. Deine Konzentration wäre permanent gestört. Das Ultrakurzzeitgedächtnis wird dich also nur „belästigen“, wenn du auf einen Reiz reagieren musst. Konkret bedeutet das, dass du zum Beispiel wahrnimmst, wie du frierst und dir daraufhin eine Jacke anziehst.
Anders verhält es sich, wenn du deine Aufmerksamkeit bewusst auf eine Sache ausrichtest, etwa beim Lesen oder während einer Unterhaltung. Das Gehirn erlaubt es dir, sich rund zwanzig Sekunden an eine Information zu erinnern. Während du also einen Zeitungsbericht liest, behältst du die eben gelesenen Worte im Gedächtnis. Wenn du dich nicht bewusst mit dem Inhalt auseinandersetzt, ist der Bericht bereits wieder vergessen, kurz nachdem du die Zeitung beiseite gelegt hast.
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Kurzzeitgedächtnis: Inhalte bewusst wahrnehmen
Ein neuer Eindruck weckt dein Interesse und du setzt dich genauer damit auseinander. Dabei passiert Folgendes: An den Synapsen (Verbindungsstellen) der beteiligten Nervenzellen werden vermehrt Botenstoffe ausgeschüttet. Je mehr Nervenzellen an dem Prozess beteiligt sind, desto intensiver erinnerst du dich.
Ein Beispiel: Du sprichst am Telefon mit einer Freundin über ein neues Restaurant, das letzte Woche eröffnet hat. Die Bekannte berichtet, dass sie dort war und übermäßig lange auf das Essen warten musste. Du selbst findest es fürchterlich, wenn du im Restaurant hungrig am Tisch sitzt und kannst den Frust deiner Bekannten daher gut nachvollziehen. Darüber hinaus fand am selben Tag während deiner Mittagspause im Büro eine rege Diskussion über dieses Lokal statt. Eine Kollegin würde dort gerne ihren Abschied von der Firma feiern. Die Tatsache, dass du vom Thema emotional berührt bist und dich bereits damit befasst hast, aktiviert ein größeres neuronales Netzwerk. Das Kurzzeitgedächtnis speichert Informationen über mehrere Tage.
Langzeitgedächtnis: Wie du dich zurückerinnerst
Das Gehirn sortiert immer nach Relevanz. Unwichtiges wird quasi entsorgt, also vergessen. Eine Information gelangt nur ins Langzeitgedächtnis, wenn sie das Gehirn als besonders wichtig einstuft. Diese Bewertung beruht auf bereits gemachten Erfahrungen.
Eine bestimmte Information wird also gespeichert, indem sich neuronale Verbindungen verstärken. Doch erst, wenn das Gehirn Eiweißmoleküle ausschüttet und damit die Nervenverbindungen stärkt, bleibt das Wissen jahrelang gespeichert.
Die folgende Liste beschreibt diejenigen Merkmale, die den Transfer vom Kurz- ins Langzeitgedächtnis fördern:
● Informationen, die du benötigst, um Ziele zu erreichen.
● Je praxisbezogener das Wissen, desto leichter kannst du es dir ins Gedächtnis zurückrufen.
● Inhalte, die du mit Vorwissen (Synonyme, Assoziationen) oder mit starken Emotionen verknüpfst, sind gut zu merken.
● Je häufiger du das Wissen anwendest, desto besser bleibt es dir erhalten.
Wie kann man das Erinnern trainieren?
Die Fähigkeit, sich bestimmte Fakten oder Ereignisse zu erinnern, kann jeder Mensch bis zu einem gewissen Grad trainieren. Dazu zeigt die Wissenschaft zwei Ansatzpunkte: die Informationsaufnahme einerseits und die Festigung des Wissens andererseits.Wissensaufnahme und Lernumgebung
Wenn du die folgenden Hinweise beachtest, wirst du deinen Lernerfolg spürbar steigern:
● Für Texte gilt: Verschaffe dir einen Überblick über den Inhalt. Überschriften, Inhaltsverzeichnisse und Bilder strukturieren den Inhalt.
● Lerne in Sinneinheiten und nicht den ganzen Inhalt auf einmal.
● Du bist nicht richtig bei der Sache? Dann ist dein Gehirn womöglich nicht ausgelastet. Du darfst dein Lerntempo steigern.
● Vermeide „Bulimie-Lernen“; kleine Lerneinheiten bleiben leichter in Erinnerung.
● Verzichte auf Multi-Tasking. Ablenkung konkurriert mit dem eben Gelernten. Der Zufall entscheidet, was du dir merkst.
● Wechsle ruhig hin und wieder den Lernort.
● Wiederhole Inhalte regelmäßig.
Wissen festigen
Wenn du die folgenden Hinweise beachtest, wirst du deinen Lernerfolg spürbar steigern:
Einmal Gelerntes vertiefst du, indem du es wiederholst und dein Wissen anwendest. Je mehr Freude du dabei erlebst, desto leichter werden dir die Inhalte wieder einfallen.
Hast du es dir gemerkt? Erinnerst du dich!
Bereits einfache Übungen können dazu führen, sich viel besser an Dinge zu erinnern, die schnell abrufbar sein sollen. Besonders hilfreich ist diese Fähigkeit beispielsweise in Prüfungssituationen. Hast du schon davon gehört, dass es wahre Gedächtnismeister und -meisterschaften gibt? Die besten Tricks der Experten haben wir hier zusammengestellt.
Experten setzen auf Bilder und Geschichten, um sich zu erinnern
Mnemotechnik – so heißt die Wissenschaft, die erforscht und erprobt, wie sich der Mensch an Details erinnern kann und mit welchen Systemen man das Erinnern an große Zahlen- oder Wortmengen erlernen und verbessern kann.
Viele Meister dieser Kunst empfehlen, Dinge, an die man sich erinnern möchte, in Bildern oder einer Geschichte zusammenzufassen. Vor allem die in der Geschichte vorkommenden Ausdrücke oder Vokabeln, die man sich merken muss, lassen sich so später schnell wieder abrufen. Diese Methode ist auch besonders hilfreich, wenn man sich Fakten in einer bestimmten Reihenfolge einprägen will.
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